Trockenes Auge - "Keratokonjunktivitis Sicca"

Zivilisationserkrankung?

Das sog. "trockene Auge" ist zunehmend eine Volkserkrankung, an der vermehrt - aber nicht nur - weibliche Patienten leiden.
Klimatisierte und zentralbeheizte Raumluft in Büros, Hotels, Druckkabinen von Flugzeugen mit einer relativen Feuchte von weit unter 40%, - oft auch noch kompliziert durch Tabakrauch und mangelnde Flüssigkeitszufuhr des Körpers (d.h. unter 2 l pro Tag) - bereiten den Boden für einen Teufelskreis aus Tränenmangel und Tränenflüssigkeitsverlust.
Kommen dann noch Hormonpräparate oder "ß-Blocker" (z.B. Antibabypille oder Blutdrucksenker) dazu, wird unter solchen Bedingungen ein Contactlinsen-Tragen (gewollt oder gemusst) zur Tortur. Fremdkörpergefühl, Sandkornempfinden, rote Augen bestimmen den Tagesablauf. Wenn die Rötung des Auges dann auch noch mit sog. "Weissmachern", also freiverkäuflichen gefäßverengenden Augentropfen, beseitigt wird, ist es wie Benzin in Feuer "zum Löschen" zu giessen.

Der Beginn der Diagnostik beim Augenarzt besteht in einer Bestandsaufnahme der Tränenproduktion, dem sog. "Schirmer Test": ein Streifen eines gefärbten Filterpapiers bestimmt die Basissekretion der Tränendrüse unseres Auges. Das Auge sollte 15 mm dieses Streifens in 5 min - ohne Reiz - benetzen können.
Wenn das nicht klappt ist eine spezielle Therapie - abgestuft je nach Schwere der Erkrankung - erforderlich!

Eine Broschüre über diese Beschwerden und therapeutischen Möglichkeiten dieser Erkrankung können Sie hier --> "downloaden"


kein Tropfen Wasser - da bleibt kein Auge feucht!

Die Therapie, die aus Flüssigkeitssubstitution, Anwendung von Benetzungsmitteln sowie Viscositätsverbesserern für den Tränenfilm bestehen kann, sollte frühzeitig erfolgen.

Symptome des Trockenen Auges
Die häufigsten Beschwerden bei Trockenen Augen sind "Tränen" und "Fremdkörpergefühl"
Ein vermehrter Tränenfluss kann für ein Trockenes Auge typisch sein! Neben einer Tränenabfluss-Störung kann in diesen Fällen eine Abnahme des fetthaltigen Tränenfilmbestandteils vorliegen.
Dadurch verdunstet der wässrige Anteil leichter oder kann über den Lidrand abfließen.
Treten die Beschwerden verstärkt im Frühjahr oder Sommer auf – und dann vor allem in Form von Juckreiz und Schwellung der Bindehaut – handelt es sich möglicherweise zusätzlich um eine Bereitschaft zur Allergie.

Ursachen:

Endogene(„von innen kommende“) Faktoren sind z. B.:
• Nachlassende Tränenproduktion im Alter
• Wechseljahre/Hormonstörungen
• Nervenlähmungen (z. B. nach einem Schlaganfall)
• zusätzliche Erkrankungen (z.B. Diabetes, Rheuma, Neurodermitis, Haut- oder Schilddrüsenkrankheiten sowie Autoimmunkrankheiten)
Die Einnahme bestimmter Medikamente (Hormonpräparate, ß-Blocker) und auch mögliche Erkrankungen verstärken oft diese Beschwerden.

Oft liegen einem Trockenen Auge mehrere Ursachen zugrunde, die sich auch nicht immer genau bestimmen lassen. Allerdings sind einige typische Ursachen für das Trockene Auge hervorzuheben, die entweder die Zusammensetzung, die Produktion oder
die Verteilung des Tränenfilms beeinflussen.

Exogene Faktoren (also Reize „von außen“) als Auslöser sind z. B.:
• Länger andauernde Bildschirmarbeit bzw. TV sehen
• Umweltbelastungen (z. B. Ozon, Staub)
• Klimatische Einflüsse (z. B. trockene Luft, Klimaanlagen)
• Mangelhafte Ernährung
• Einnahme bestimmter Medikamente (z.B. Antibaby-Pille,
Beta-Blocker)
• Chronischer Gebrauch gefäßverengender Augentropfen
(Weißmacher)
• Tragen von Kontaktlinsen
und oft zuwenig Flüsigkeitszufuhr - weniger als 2 l Trinken am Tag!


Das Trockene Auge als Störung der Funktion des Auges:

Aufbau und Funktion der Hornhaut
ie Hornhaut, Frontlinse des Fotoaparates "Auge", durch die man die farbige Iris (Regenbogenhaut) und die schwarze Pupille sieht, hat drei Hauptaufgaben bzw. Eigenschaften: Durchsichtigkeit, für gute optische Qualität, Wölbung, damit sie die notwendige Brechkraft erhält, um (zusammen mit der Augenlinse) eine scharfe Abbildung auf unserer Netzhaut ermöglichen. Stabilität, weil sie Bestandteil der äußeren schützenden und formgebenden Hülle des Augapfels ist (der übrige, weiße und undurchsichtige Anteil heißt Lederhaut).
Der Tränenfilm macht die Hornhautoberfläche glatt und spiegelnd, wie es für die Erzeugung eines scharfen Bildes unerlässlich ist.
Er wirkt auch als Gleitfilm und schützt die Hornhaut vor Austrocknung.

Es gibt zwei Arten des Tränenfilms:
Wir haben Tränen zur Grundbenetzung, die das Auge befeuchten und als Schutzfilm auf der Oberfläche des Auges wirken, sie verhindern, dass die Augenlider auf dem Augapfel reiben. Diese Tränen werden fortlaufend gebildet.
Außerdem gibt es Tränen, die nur auf Reiz gebildet werden, wenn z.B. ein Fremdkörper das Auge kratzt, oder ausgeprägte Emotionen zum "Weinen" führen.

Bei vielen Menschen ist die Fähigkeit, die Grundbenetzung zu bilden, stark vermindert. Typische Symptome dieses Zustandes sind eine erhöhte Empfindlichkeit des Auges gegenüber äußeren physikalischen Reizen, wie z.B. gegen trockene Luft und Zigarettenrauch, Wind oder starken Lichteinfall.
Die Patienten klagen oft über ein Gefühl, als hätten sie Sand in den Augen. Gelegentlich kommt es auch zu einem vorübergehenden Verschwommensehen, dass durch verstärktes Zwinkern beseitigt werden kann.
Besonders morgens bereitet es dem Patienten mit zu trockenem Auge oft Schwierigkeiten, die Augenlider zu öffnen.
Probleme mit Kontaktlinsen können durch ein zu trockenes Auge ausgelöst werden und so das Tragen von Kontaktlinsen unmöglich machen.
Es klingt wie ein Widerspruch, dass bei Patienten, die ein zu trockenes Auge haben, zeitweise ein vermehrter Tränenfluss beobachtet wird.
Die paradoxe Ursache liegt darin, dass Patienten mit dem Symptom des trockenen Auges die oben beschriebene Art von Tränen - durch Reiz - verstärkt bilden. Aber der mögliche Auslöser des Reizes ist schon ein "gefühlter" Lidschlag. Es besteht ein Teufelskreis: Trockenes Auge - vermehrte Reizung - dadurch reaktiv erhöhter Tränenfluss.

Diagnose des trockenen Auges
Die Ursachen eines zu trockenen Auges sind vielfältig:
Zum einen lässt die Tränenbildung im Alter mehr und mehr nach. Besonders bei Frauen nach der "Menopause" tritt sie gehäuft auf. Sie kann aber bei Männern und Frauen jeden Alters vorkommen.
Wichtige Erkrankungen oder Zustände, die ein trockenes Auge hervorrufen können sind: Diabetes mellitus, rheumatologische Erkrankungen, Gicht, Schilddrüsenerkrankungen, Asthma, Hauterkrankungen wie Neurodermitis, Schwangerschaft, Infektionserkrankungen, Allergien. Diese Erkrankungen sind durch Hausarzt oder Internisten auszuschließen. Die Behandlung der Grunderkrankung bringt in vielen Fällen Besserung.
Aber auch besondere Verhältnisse am Auge können mit einem trockenen Auge verbunden sein. Dazu gehören: Kontaktlinsentragen Augenoperationen Verätzungen oder Zustand nach Verletzungen, Verbrennungen, Augenmedikamente, Kosmetika.
Weitere Ursachen für ein trockenes Auge sind Arbeitzplatzbedingungen (Autofahren, Bildschirmtätigkeit), Freizeitaktivitäten (Rauchen, Sauna) oder bestimmte allgemeine Medikamente (Blutdruckmittel, Kortison u.a.).

Untersuchungsablauf Trockenes Auge
Eine Vielzahl von Untersuchungen helfen dem Augenarzt die besondere Form der Störung der Benetzung zu ermitteln.
Ihr Augenarzt kann durch den so genannten Schirmer Test die Tränenproduktion messen und damit feststellen, ob ein trockenes Auge vorliegt. Normalwerte sind innerhalb von 5 Minuten 15 mm Tränenflüssigkeit auf dem Schirmerpapier.
Durch Bestimmung der Tränenaufreisszeit kann er feststellen, ob der Fettanteil im Tränenfilm normal ist. Normal liegt die Tränenaufreisszeit bei 10 sec.

Die "Break up" time entspricht der Tränenfilmaufrisszeit. Mit der BUT lässt sich die Stabilität des Tränenfilms abschätzen. Sie ist bei Störungen des Lipidfilmes und Störungen der Muzinschicht verkürzt.
Das Vorliegen von Lidkantenparallelen konjunktivalen Falten (LIPCOFs) oft schon bei der normalen Eingangsuntersuchung am Hornhautmikroskop zu sehen ist schließlich ein hochsensibler Indikator für das Vorliegen eines Trockenen Auges. Auch schaumiges Sekret im inneren Lidwinkel zeigt die Störung auf.


Behandlung des zu trockenen Auges
Bei einer bestehenden Grunderkrankung sollte zunächst deren Behandlung erfolgen.
Umweltreize (z.B. Tabakrauch) sollten vermieden werden, Arbeitsplatzbedingungen in gleicher Weise verändert oder optimiert (z.B. Raumluftbefeuchter) werden. Ihr Augenarzt wird Sie diesbezüglich beraten. Auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr sollte geachtet werden. Falls eine Fehlsichtigkeit besteht, sollte diese ausgeglichen werden.

Die medikamentöse Therapie besteht primär in der Gabe von künstlichen Tränen.
Es gibt eine ganze Anzahl von Medikamenten, die den fehlenden Tränenfilm am Auge ersetzen können. Häufig müssen verschiedene Medikamente (Tropfen, Salben, Gelees) versucht werden, um einen dauerhaften Erfolg zu erzielen. Die Häufigkeit der Anwendung dieser Medikamente ist unterschiedlich. Manchmal reichen zwei Anwendungen täglich, in anderen Fällen muß die Behandlung am Auge mehrmals stündlich durchgeführt werden, um einen ausreichenden künstlichen Schutzfilm auf der Oberfläche des Auges zu bilden. Da es sich bei der Erkrankung in den meisten Fällen um eine langwierige Therapie handelt, empfiehlt es sich konservierungsfreie Tränenersatzpräparate zu benutzen.
In Ausnahmefällen kann der Verschluss des Tränenpünktchens, durch das normalerweise der Abtransport des auf der Oberfläche des Auges befindlichen Flüssigkeitsfilms bewerkstelligt wird, zum Erfolg führen. Dafür gibt es kleine Stöpsel die in den Tränenkanal eingesetzt werden oder auch Kollagen "plugs" die sich nach einer gewissen Zeit auflösen.
In extremen Fällen kann es notwendig sein, dass eine Brille mit Seitenschutz getragen werden muß, die die Austrocknung des Auges verhindert.

Link zum "Augenforum" der Fa.Alcon --> hier


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